Was den aus den Medien bekannten Großkorruptionisten des letzten Jahrzehnts nicht gelungen ist, haben Alexander Wrabetz und Niko Pelinka mit ihrer weihnachtlichen Kommandosache Büroleiter geschafft: sie haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die kritische Intelligenz scheint von den ständigen augenzwinkernden Rechtsbrüchen die Nase voll zu haben und schreitet mit Kreativität zur Gegenwehr. Diese Woche bringt uns zunächst eine beispiellose Protestaktion von ORF-RedakteurInnen auf youtube; Niko Pelinka wird, so viel scheint klar, seinen Job nie antreten. Alexander Flendrovsky schreibt im STANDARD einen der treffendsten Kommentare zu dieser Affäre und zum Themenkreis Rechtsstaatlichkeit und Korruption in Österreich, den man bisher lesen konnte. Der Nationalrat schickt sich an, verbal verschämt, aber doch, ein Gesetz zur Rehabilitierung der Opfer des Austrofaschismus zu beschließen. Fast vermeint man so etwas wie Zeichen des Aufbruchs zu spüren.
Alle Beiträge von Oliver Scheiber
Die erwartete Ohrfeige
Die Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) hat Österreich mit ihrem jüngsten Bericht eine – wie es der Politikwissenschaftler Hubert Sickinger formuliert – Ohrfeige verpasst. Die kommt freilich nicht unerwartet. Über Initiative der ehemaligen Justizministerin Maria Berger wurde das österreichische Korruptionsstrafrecht 2008 verschärft; über Initiative ihrer Nachfolgerin 2009 in entscheidenden Punkten aufgeweicht. Seit damals haben ExpertInnen die diversen negativen Konsequenzen vorausgesagt. Nachzulesen auch in der ZEIT Nr. 29 aus 2009.
Diplomatenpass für Nicht-Waffenlobbyisten?

In Österreich grassiert, wie nun unter anderem der Standard berichtet, nicht nur der Brauch, ehemaligen Ministern Diplomatenpässe auszustellen, auch Waffenlobbyist
Alfons Mensdorff-Pouilly reist mit einem solchen Dokument. Es gäbe sicher Bananenrepubliken, wo es üblich ist, dass Ehegatten
ehemaliger Minister auch Diplomatenpässe haben. Nach
europäischen Maßstäben sei dies aber nicht üblich – so kommentiert das Verfassungsexperte Theo Öhlinger im Standard.
Alfons Mensdorff-Pouilly reist mit einem solchen Dokument. Es gäbe sicher Bananenrepubliken, wo es üblich ist, dass Ehegatten
ehemaliger Minister auch Diplomatenpässe haben. Nach
europäischen Maßstäben sei dies aber nicht üblich – so kommentiert das Verfassungsexperte Theo Öhlinger im Standard.
Gleiches Recht für alle, dachte sich Schriftsteller und Jurist Janko Ferk und beantragte öffentlich die Ausstellung eines Diplomatenpasses – auch wenn er noch nie mit Waffen gehandelt habe.
Großes Publikums- und Medienecho zur Strafsache Gregor Samsa
Wir alle – SchauspielerInnen, Regisseur, Bühnenbildnerin und ich – sind vom Publikumsandrang und Echo zur Strafsache Gregor Samsa überwältigt. Und wir freuen uns sehr über den Bericht im STANDARD (Printausgabe 12.1.2012).
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Foto: Mira König Wien Kafkas Verwandlung im Meidlinger Bezirksgericht 11. Jänner 2012 20:01
Im großen Verhandlungssaal des Meidlinger Gerichts wird die Strafsache Gregor Samsa gegeben Am Anfang stand eine eher ungewöhnliche Einladung: Oliver Scheiber, rühriger Leiter des Bezirksgerichts Meidling, lud den Leiter des Max-Reinhardt-Seminars, Hubertus Petroll, vor einem Jahr ein, ein Stück im Gerichtsgebäude zu spielen. Petroll nahm gerne an und entschied sich für Franz Kafka. Regisseur Josua Rösing erarbeitete mit drei Schauspielschülern eine einstündige Bühnenversion von Kafkas Verwandlung, diese Woche wird jeden Tag im „großen“ Verhandlungssaal in Meidling gespielt. Sogar ein (liebevoll gestaltetes) Bühnenbild gibt es: Mira König kreierte die sich verwandelnde Bücherwand hinter dem Richtertisch. 300 Zuseher drängten sich bereits, die Strafsache Gregor Samsa mit den Schauspielschülern Johanna Wolff, Konstantin Shklyar und Tino Hillebrand zu sehen, bis Ende der Woche ist man praktisch ausverkauft. Auch Justiz- und Kultur-Prominenz strömte ins Gericht, Fortsetzung folgt, laut Scheiber, „vielleicht“. (stui, DER STANDARD Printausgabe, 12.1.2012) |
Reinhardt Seminar spielt Kafka am Bezirksgericht Meidling

Foto: Klaus Heiß
Vor rund einem Jahr habe ich dem Max Reinhardt Seminar vorgeschlagen, ein Stück im Gerichtsgebäude zu inszenieren. Ich bin dem Institutsvorstand des Reinhardt Seminars Herrn Univ.-Prof. Dr. Hubertus Petroll sehr dafür verbunden, dass er diese Idee rasch aufgegriffen hat. Der Regiestudent Josua Rösing hat eine einstündige Bühnenversion von Kafkas „Verwandlung“ erarbeitet und das Stück („Strafsache Gregor Samsa“) mit drei SchauspielschülerInnen einstudiert. Ein Verhandlungssaal des Bezirksgerichts Meidling wurde von der Bühnenbildstudentin Mira König umgestaltet. Nach der Premiere vom 15. Juli 2011 wird die rund einstündige Bühnenfassung nun insgesamt sechs Mal am Gericht aufgeführt. Sämtliche Aufführungen waren binnen weniger Tage ausreserviert. Das Ergebnis der Arbeiten lässt eine Prognose zu: von Josua Rösing, Mira König, Johanna Wolff, Konstantin Shklyar und Tino Hillebrand wird man noch hören.
Aufführungen:
Dienstag, 10.1., um 13.00 Uhr
Dienstag, 10.1., um 20.00 Uhr
Mittwoch, 11.1., um 13.00 Uhr
Donnerstag, 12.1., um 13.00 Uhr
Donnerstag, 12.1., um 20.00 Uhr
Freitag, 13.1. um 13.00 Uhr

Foto: Klaus Heiß
