Fernando Pessoa (1888-1935) gilt als der größte Dichter Portugals. Sein Buch der Unruhe weist den Dichter außerdem als großen Philosophen aus. Pessoa war mit der Stadt Lissabon verwoben. Heute wird er in Lissabon auf eine Weise verehrt, wie das wohl nur in romanischen Ländern möglich ist. In Stein gemeisselt sitzt der Dichter unter den Gästen im Garten des legendären Café Brasileira. Pessoas letztes Wohnhaus, nun Casa Fernando Pessoa benannt, wurde in ein Museum umgewandelt, liebevoll ausgestaltet in jedem Detail. Das Haus steht kostenlos zur Besichtigung offen und ist häufig Ort von Veranstaltungen.
Antonio Tabucchi, Autor und Universitätslehrer, hat sich von Jugend an intensiv mit Pessoa auseinandergesetzt und den portugiesischen Dichter in Italien bekannt gemacht. In der Nähe Pisas geboren, lebte Tabucchi die letzten beiden Jahrzehnte überwiegend in Portugal. Sein bekanntestes Werk, Erklärt Pereira, wurde 1995 mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle verfilmt. Tabucchi war kritischer Intellektueller und überzeugter Europäer. „Die Menschen können sich nicht aussuchen, wo sie geboren werden, aber wo sie leben und sterben schon“. Antonio Tabucchi starb gestern nach langer Krankheit in Lissabon.
Das Café Raimann in der Schönbrunner Strasse 285 in Meidling spielt bei den Top 10 der Wiener Kaffeehäuser locker mit. Nach einem Besitzerwechsel vor einigen Jahren behutsam renoviert, findet man dort alles, was ein Wiener Kaffeehaus heute ausmacht: gute Küche, Frühstückskarte, breites Zeitungsangebot, WLAN und Fernsehraum. Entsprechend gut besucht ist das Café vom Vormittag bis in den späten Abend.
Das Schicksal des Friedrich Zawrel ist ein außergewöhnliches, in jeder Hinsicht. Als Kind wurde Friedrich Zawrel vom NS-Arzt Heinrich Gross am Spiegelgrund in Wien gefoltert. Jahrzehnte später kreuzen sich die Wege von Friedrich Zawrel und Heinrich Gross neuerlich; und wieder greift Gross in bösartiger Weise in das Leben Zawrels ein.
Friedrich Zawrel hat sich aufgelehnt und letztlich den vielbeschäftigten Psychiater Gross zu Fall gebracht und als Verbrecher entlarvt. Friedrich Zawrel lebt heute in Wien-Meidling. Er ist zum gefragten Zeitzeugen geworden und Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien. Wer Zawrel jemals bei einem seiner Vorträge zugehört hat, wird das niemals vergessen können. Seine Erinnerungen sind Grundlage für zahlreiche Publikationen, Dokumentationen und Filme gworden.
Kommende Woche hat nun das Figurentheaterstück „F.Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig” im Wiener Schuberttheater Premiere. Puppenspieler Nikolaus Habjan und Regisseur Simon Meusburger haben zahlreiche Gespräche mit Friedrich Zawrel geführt, die als Grundlage für das Stück dienten.
Anita Lasker-Wallfisch hat ihre Geschichte aufgeschrieben und unter dem Titel Ihr sollt die Wahrheit erben veröffentlicht. 1994 kam Anita Lasker-Wallfisch erstmals nach ihrer Emigration wieder nach Deutschland. Seit ihrer Pensionierung reist sie um die Welt, um ihre Geschichte zu erzählen: als charismatische, kraftvolle, schlagfertige Vortragenden.
Der Direktor der Volkshochschule Meidling, Dr.Gerhard Bisovsky, hat gemeinsam mit dem Verein Campus Längenfeld Anita Lasker-Wallfisch zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres für einen Besuch in Wien gewinnen können. Gestern sprach Frau Lasker-Wallfisch vor rund 600 Menschen, überwiegend Schülerinnen und Schülern, in Meidling. Die Wirkung des Vortrags zeigte sich nicht nur in der Stille während der Rede und vielen folgenden Fragen, sondern auch in der Zahl von rund 100 vor Ort verkauften Exemplaren des Buches von Frau Lasker-Wallfisch.
Eine Folgeveranstaltung im Frühjahr 2013 ist angedacht.
Richter sollen Streitigkeiten schlichten bzw. entscheiden. Doch wie gehen sie selbst mit Konflikten um? Der deutsche Bundesgerichthof zelebriert seit längerem eine abschreckende Variante der Konfliktaustragung. Der Präsident des Bundesgerichtshof, Klaus Tolksdorf, sperrt sich seit mehr als einem Jahr gegen die Beförderung von Thomas Fischer zum vorsitzenden Richter. Fischer ist einer der renommiertesten deutschen Strafrechtsexperten und gleichzeitig eine kantige Persönlichkeit. Im Streit mit dem Gerichtspräsidenten hat Fischer bereits einmal die Verwaltungsgerichte angerufen und Recht bekommen. Die ZEIT hat den ungewöhnlichen Konflikt ausgeleuchtet und in Berichten 2011 und 2012 in vielen Facetten dokumentiert. War es für den Außenstehenden anfangs schwierig, sich ein Bild zu machen, so sind die neuesten Handlungen von Präsident Tolksdorf schlicht befremdlich. Doch im Dunkel ist auch Licht: die deutsche Klagsmöglichkeit vor den Verwaltungsgerichten scheint einen effizienten Rechtsschutz für Beamte zu bieten, denen, tatsächlich oder vermeintlich, Unrecht in Besetzungsverfahren widerfährt.
Thomas Fischer, Richter des BGH; Foto: Michael Herdlein