San Marino: Tradition in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit

Über zwei Millionen Reisende besuchen jedes Jahr San Marino. Die gleichnamige Hauptstadt des europäischen Ministaats besticht durch ihre Lage auf einem hoch aufragenden Felsen rund 750 Meter über dem Meer. Rimini, traditionsreicher italienischer Ferienort und Heimatstadt Fellinis, liegt nur 20 Autominuten entfernt. Die attraktivste Annäherung ist freilich jene mit der Seilbahn, die von Borgo Maggiore aus in das Stadtzentrum San Marinos führt. Von den Festungsanlagen der Hauptstadt, hoch über dem Abgrund, bietet sich ein atem(be)raubender Blick über das italienische Umland und zur nahen Adriaküste.
Nicht weniger beeindruckend als Lage und Stadtbild ist die jahrhundertealte demokratische und rechtsstaatliche Tradition San Marinos. So schaffte das kleine Land bereits 1865 als erster europäischer Staat die Todesstrafe ab. Die
letzte bekannte Exekution liegt gar 550 Jahre zurück. Im Zweiten Weltkrieg gewährten die damals 10.000 Einwohner San Marinos rund 100.000 Flüchtlingen Unterkunft. Bis in die jüngere Vergangenheit wurde San Marino immer wieder von linken Mehrheiten unter Einschluss der Kommunisten regiert – Franco-Spanien verweigerte deshalb Inhabern von Reisepässen, in denen sich Stempel San Marinos fanden, die Einreise. Seit 1975 genießen die Einwohner San Marinos eine kostenlose medizinische
Versorgung. Zu Machtanhäufungen einzelner Politiker kann es nicht kommen: Staatsoberhäupter sind die beiden jeweils nur halbjährig und kollegial amtierenden Capitani Reggenti.


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