Liberation Art Project – 16.11.2015 um 18.30 Uhr am Bezirksgericht Meidling

  EINLADUNG ZUM VORTRAG MIT DISKUSSION
LIBERATION ART PROJECT

Josef Schützenhöfer
Bezirksgericht
Meidling
1120 Wien,
Schönbrunner Straße 222-228 / Stiege 3 / 5.Stock

Montag, 16. November 2015, um 18.30 Uhr
Anmeldung erbeten: bgmeidling.laedt.ein@gmail.com

Am
Montag, 16. November 2015, um 18.30 Uhr, präsentiert Josef Schützenhöfer am
Bezirksgericht Meidling sein wohl bekanntestes Werk: Das Liberation Art
Project. Der Maler hat die Befreiungskämpfe des Jahres 1945 in der Steiermark
und die Biographien amerikanischer Soldaten recherchiert. Ergebnis waren
Kunstwerke und Einladungen amerikanischer Kriegsveteranen bzw  ihrer Angehörigen nach Graz.
Josef
Schützenhöfer stellt das Projekt in einem Vortrag vor und lädt zur Diskussion
ein. Eintritt frei!
Herbert Nichols-Schweiger, Steirische
Kulturinitiative, über das Liberation Art Project:
Dem viele
Jahre in den USA lebenden Künstler Josef Schützenhöfer fiel bald nach seiner
Rückkehr nach Österreich (1997) das Ortsbild-Monopol der Kriegerdenkmäler für
die Gefallenen der Deutschen Wehrmacht auf, während auf den Monumenten der
US-Soldatenfriedhöfe allen Opfern verschiedener Nationen gedacht wird. Auch sonst
traf er hier auf viele kaum verhohlene Zeugnisse einer nicht bewältigten, meist
1000jährigen Vergangenheit. Wann immer er sie enttarnte, wurde er zum
Störenfried in einer nur mühsam zur Einigkeit geklitterten Gemeinschaft.
Gemeinsam
mit den US-KünstlerInnen Will Contino, Emily Hines und Douglas Hoagg, dem
Literaturwissenschaftler Klaus Zeyringer und der Steirischen Kulturinitiative
gelang ihm im Juni 2011 in Pöllau erstmals eine Skulptur zu realisieren, die
ausdrücklich an die Alliierten-Opfer als Befreier vom Nationalsozialismus in
Österreich erinnert. Dies gelang nicht zuletzt, weil sich an die 200
SchriftstellerInnen, KünstlerInnen und KunstorganisatorInnen für die
öffentliche Aufstellung der Skulptur in Pöllau, also in der „Provinz“,
einsetzten und einige weitere Schützenhöfer bei einer Erweiterung dieser
Thematik mit anderen künstlerischen Zugängen unterstützten.
Nach den
künstlerischen Antworten und Vorschlägen Josef Schützenhöfers und von ihm
eingeladenen amerikanischen und österreichischen KünstlerInnen (schon 2012 im
GrazMuseum zu sehen), war für die Steirische Kulturinitiative – dem
historischen Verlauf folgend – 2015 die Einladung russischer KünstlerInnen
unerlässlich. Damit erweiterte sich der gedankliche Ausgangspunkt auf das von
der Stalin-Diktatur geprägte Leben der Gefallenen aus der Sowjetunion und
bezieht die auf verschiedenen Ebenen stattgefunden territorialen, staatlichen,
weltanschaulich-ideologischen Entwicklungen ein.
Josef Schützenhöfer über sein
Liberation Art Project: 
Nach 24 Jahren in den USA habe ich mich in den späten 1990er-Jahren
entschlossen, nach Österreich zurückzukehren. Ich wurde in der Oststeiermark
wohnhaft und es gelang mir, für meine Kunstausübung eine kleine Nische
einzurichten. Die amerikanischen Erfahrungen liegen nun in der Distanz, dennoch
habe ich mir einige Dinge und Angewohnheiten bewahrt, die mich durch den
österreichischen Alltag begleiten. Eine Geschichte, die mich besonders mit
meiner Zeit in den Staaten verbindet, ist das LIBERATION PROJECT, das in den
späten 1970er-Jahren in Norfolk, Virginia, seinen Anfang nahm. Damals hatte ich
eine Coverstory im Virginia Pilot gelesen, geschrieben zum 40. Jahrestag eines
Vorfalls, bei dem die U-85, ein deutsches Unterseeboot, vor den Toren Virginias
versenkt wurde und bei dem mit ihr die gesamte Besatzung in den Tod ging. Das
geschah in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1942. Drei Tage später hat man
am Newport-News National Cemetery die 29 ums Leben gekommenen deutschen
Marinesoldaten begraben. Ich besuchte diesen Friedhof 1982 und fand ein
riesiges Areal vor, das sich in einer leicht geneigten Ebene zum Atlantik
hin  ausrichtet. Tausende US-Soldaten
liegen dort bestattet und unter ihnen die 29 Marinesoldaten der U-85. Auf
weißen Marmorsteinen liest man: „J.Fitzgerald Lt. USN“ und knapp
daneben „Herbert Waack, Maschinist, German“. Was ich vorfand hat mich
erstaunt. Die Würde, mit der man damals das Grab des Feindes unmittelbar an das
der eigenen Soldaten legte, hat mich beeindruckt. Dieses Bild hat mich
eigentlich nie verlassen. Es ist über die Jahre etwas verblasst, aber in
Österreich ist es wieder klarer geworden.
Ich lebe jetzt in der Steiermark, genauer in Pöllau. Der Tag beginnt mit
einem Blick aus dem Küchenfenster, wenn die Sonne ihre Wärme über den Wiesberg
bringt. Im Juni 1944 explodierte an dieser Stelle ein amerikanischer
Bomber. Er warf sein technisches Gedärm samt Besatzung ins Tal. Noch im selben
Jahr stürzten zwei weitere Maschinen ab. Bei Kriegsende ging die Zahl der in
der Steiermark abgestürzten bzw. abgeschossenen US-Bomber in die Hundertschaft.
Trotzdem setzten die Alliierten dem Naziregime ein Ende und brachten Österreich
die Befreiung. In Pöllau schmückt jedoch heute kein Wort der Würde die
damaligen Absturzorte. Kein Polizeibericht aus dieser Zeit erwähnt die
Besatzungsmitglieder der „Ramp Tramp“-Maschine. Kein Gemeindeblatt
erzählt von dem am Himmel brennenden „Texarkana Hussy“ Bomber.
Stattdessen kann man ein Lamento hören, das die einheimische Bevölkerung für
die in dieser Zeit erbrachten Opfer anstimmt.
Wenn ich in Pöllau beim lokalen Monument für die Kriegsopfer stehe, kann
ich diverse Namen ablesen, Namen von denen, die in falscher Hoffnung für ein
fremdes Vaterland in der Ukraine oder im Atlantik starben. Es fehlen aber jene
Namen, die man in den Tod deportiert hat, die Widerstand geleistet haben und
dafür getötet wurden, und die Namen jener alliierten Soldaten, die dieses
vom Nationalsozialismus verschmutzte Land befreit haben.
Aus diesem Grund habe ich 2001 das erste Mal an den Pöllauer
Bürgermeister ein Schreiben gerichtet, dass das hiesige Monument nur die halbe
Geschichte und diese fehlerhaft erzählt. Zusätzlich habe ich gefordert, dass
dieses Monument eine Ergänzung, einen Kontrast vonnöten hätte. Es ist zwar
reichlich spät dafür, aber man kann die besagten Namen recherchieren. Also
beginnen wir einmal mit den US-Fliegern, die im Pöllauer Tal umgekommen sind.
Harry Moore, Jimi Rickles, Gordon Thornton, Roy Reneau, James Milnes,
George Stout,
Kenneth Reed, Earl Sullivan,
Donald Haldeman, Andrew Deak, Raymond Hickey, Willard Shell, Donato
Cervasio,
Albert Marchi, David Areleans
1997  …zurück in der EU, überwältigt von der Idylle Pöllau Oststeiermark.
1998 … Idylle verflüchtigt sich,  …Jahn, …Stibor,
Kriegerdenkmal zeigen sich unter der
              dünnen Oberfläche.
2001  …Pöllau: SPÖ Bürgermeister renoviert die Jahnturnhalle,
Beschwerdebrief wegen Jahn
              und Kernstock.
…Brief mit der Forderung, Geschichte
ganz zu erzählen, anders als es der ÖKB (Österreichische Kameradschaftsbund) am
Kriegerdenkmal vormacht, Zugang zum Kriegerdenkmal umzugestalten.
1.      Vorschlag, gemaltes
Wandbild für sowjetische-Befreier, abgelehnt
2.      Vorschlag, Wandbild
für Alliierte Befreier, abgelehnt, es störe die ästhetische Ordnung der
Kirchenanlage.
                 
2003  … Bei Beer u. Karner nachgelesen über Abstürze im Pöllauertal,
3.      Vorschlag für den
Durchgang eingebracht. Abgelehnt: es seien keine Namen von US-Opfern im Tal
bekannt, man wolle die Feinde unserer Väter nicht verherrlicht sehen.
             Augenzeugen auf
umliegenden Höfen befragt, 
             MACR
angefordert, 
2005  … Mit Zuhilfenahme der Gemeindechronik, der MACRs (Missing
Air Crew Reports), des Landesarchivs und der Augenzeugenberichte werden die Absturzstellen
lokalisiert, Ramp Tramp,  T. Hussy, Husslin Hussy,
2007   … Der Besitzer des Hofes Dieterbauer ist an der Geschichte
interessiert und erlaubt die Errichtung eines Delta-Markers an der
Absturzstelle auf seinem Grundstück. Ein Studienkollege vom Maryland
Inst. Houglas Hoagg erstellt einen Plan und ein Rezept für den Bau des
Markers. Die SchülerInnen unter der Leitung von Franz Brugner, 
Hauptschule Kaindorf, setzen die Vorgaben um. Im Mai gibt es eine kleine Aktion
am Hof des Bauern, mit SchülerInnen, LehrerInnen und Gästen wird die
Sache aufgebaut.
2007/08 …es entsteht das Bild des Piloten Harry Moore. Der Vorschlag
einer Schenkung unter Bedingungen wird  eingebracht, der Bürgermeister
lehnt ab, aber die Steirische Volkspartei hat Interesse am Bild und erwirbt es für
ihre Grazer Parteizentrale. Meine Zusatzbedingung zum Vrkauf des Bildes ist es,
einem ehemaligen Crewmitglied  der TH  eine Reise nach
 Pöllau zu ermöglichen.  Dr. Robert Otto (Crew member TH) wurde
in der Grazer Parteizentrale der ÖVP empfangen und verbrachte eine Woche mit
Familienangehörigen in Pöllau.
2008   … Andreas Meschuh von Media Art Graz beginnt mit einer
filmischen Dokumentation.
2008  … es gibt nun Medienberichte, es erfolgt die Mobilmachung
des ÖKB (Kameradschaftsbund)-Pöllau und die Generalsanierung des Denkmals. Die
Steirisch Kulturinitiative nimmt sich unseres Projektes an,
 weiters beginnt der Germanist Klaus Zeyringer Verhandlungen mit dem
neugewählten Bürgermeister, auch Herbert Nichols von der Steirischen
Kulturinitiative nimmt aktiv an den Gesprächen mit dem Bürgermeister und ÖKB
teil. Klaus Zeyringer gründet gemeinsam mit Gerhardt Ruiss ein Unterstützungskomitee.
2008/09 … Es entsteht das Bild Liberation of Austria-1945 (Von der
Dunkelheit ins Licht,  eine Art Nachhilfe in Geschichte für den Österreichischen
Kameradschaftsbund).
2010      … Gemeinsame USA-Reise mit  Filmer A. Meschu. Die Steirische
Kulturinitiative  spricht eine Einladung an
ein weiteres Crewmitglied der TH aus und finanziert dessen Reise
nach und den Aufenthalt in Österreich: William Sutton besucht uns im
Oktober.
Vorträge am Österreichischen Kulturforum in New York , MICA, an der Towson
State Uni und Alfred Uni in den USA, 
2011      … Mit Hilfe von K. Zeyringer und der
Steirischen Kulturinitiative gelingt es, einen temporären Stellplatz für den
Liberation Marker zu sichern. Für die Planung und Konstruktion werden der Bildhauer
Douglas Hoagg, die bildende Künstlerin Emily Hines und
der Maler/Druckgraphiker W. Contino nach Ö. eingeladen. Gemeinsam bauen
wir den Marker. Die ST.K. I. (Steirische Kulturinitiative) unterstützt uns
weiterhin. Im Juni steht der Marker an seinem vom Bürgermeister bestimmten Platz.
In den Folgewochen wird das Objekt mehrere Male beschädigt. Anzeige bei der Polizei,
deren Meinung: das Objekt habe einen Konstruktionsfehler. Ende November wird
der Marker abgebaut.
2012     … Im Stadtmuseum Graz findet die Ausstellung
„Liberation continued“ statt, der Marker wird am Schlossbergplatz in
Graz aufgestellt. Joachim Baur und B. Edlinger richten eine Sammelstelle für
die „Library of Friendship ein“, weiters sind in der Ausstellung Leo
und Ruth Grond, Dough Hoagg, W. Contino, Simon Brugner und K.Zeyringer
zugegen. 
Juni… Kl. Zeyringer organisiert eine Veranstaltung im Pöllauer
Schloss, Vortragende sind der Historiker Hoffman und Peter Huemer mit „Der
rot-weiß-rote Weg“. Bei dieser Gelegenheit wird der Liberation Marker ohne
Genehmigung im Kontrast zum Kriegerdenkmal aufgestellt.
Eine Protestwelle folgt, der Pfarrgemeinderat sieht sich vom
„Blechhaufen“ bedroht und fordert dessen Entfernung. Die
Gemeinde rückt das Objekt aus der zentralen Lage ins Eck der Anlage
und droht mit einer Besitzstörungsklage, kurz danach wird das Objekt mit
Farbe beworfen. Es erfolgt der Abbau.
2012 August … gemeinsam mit Joachim Baur wird die „Library of
Frienship“ an der Alfred Uni  installiert.
Oktober  … es erscheint das Buch „Liberation in
Progress“, Herausgeber Herbert Nichols ST.K.I,/Simon Brugner.
Dez. … „Liberation continued“ wandert nach Maribor ins
Literaturzentrum, organisiert von
K. Zeyringer.
                 
  
2014   …   Am 8. Mai 2014 ist das Liberation-Projekt Thema
in der ORF Sendung „Im Gespräch“ von Renata Schmidtkunz. Zeitgleich
erfolgt die Anbringung einer Erinnerungstafel für Frau Spiess und ihre beiden
Söhne, die von einer SS-Einheit am 
9. Mai 1945 im Pöllauertal ermordet wurden, neben dem Kriegerdenkmal. Die
Gemeinde lässt die Tafel sofort entfernen.
2015   …  Ausstellung im Stadt Museum Graz: „Liberation
continued“. Es gelingt mit Hilfe der ST.K.I. neben einer US-Künstlerin die
Künstler Gosha Ostretsov, Georgy Litichevsky, Sergey Kishchenko und die
Künstlerin Ludmilla Konstantinova aus Russland einzuladen, sie alle steuern
themenbezogene Arbeiten bei.
Eine Kurzversion der filmischen Arbeit „Der Preis der
Freiheit“ von A. Meschuh wird im Graz Museum gezeigt. Mein Beitrag
„Der Österreichische Kameradschaftsbund beim Kranzrollwettbewerb in
den Ardennen“ taucht in der Berichterstattung auf und ist der Auslöser für
eine Schmieraktion an meinem Wohnhaus und an meinem PKW. Der
Täter signiert mit „Nazi“, wir erstatten Anzeige. Die
Beamten lassen uns wissen, dass sie den Täter nicht finden werden, da
wir die Tat schon in den Medien publik gemacht hätten. Herbert Nichols
organisiert eine Plakataktion zu den Vorfällen in Pöllau.
Klaus Zeyringer plant zusammen mit Simon Brugner eine Fortführung der
Plakataktion.
Alexia Stuefer von der
Menschenrechts-NGO Amira übernimmt meine Rechtsvertretung nach dem Vandalenakt.
Georg und Renate Kury
von den Grünen in Pöllau beantragen die Entfernung der Stibor-Gedenktafel  (NSDAP- Bürgermeister Josef Stibor) im
Gemeinderat.

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