Alle Beiträge von Oliver Scheiber

Samia Yusuf Omar: der stille Tod im Mittelmeer

Der Tod der jungen somalischen Olympiasportlerin Samia Yusuf Omar
hat auf das Schicksal der vielen Flüchtlinge aufmerksam gemacht, die
versuchen, von der afrikanischen Küste aus nach Italien zu gelangen.
Samia Yusuf Omar kam Anfang April dieses Jahres bei einem Schiffbruch
nahe Malta ums Leben. Sie versuchte, nach Europa zu gelangen, um an den
Olympischen Spielen in London teilnehmen zu können. Teresa Krug hat
Samia Yusuf Omar einen berührenden Nachruf geschrieben, der in deutscher
Übersetzung in Ausgabe Nr. 36/2012 der ZEIT erschienen ist.

Der
Umgang der Europäischen Union mit den Flüchtlingen schwankt zwischen
Ratlosigkeit und Kälte und trägt am Tod von tausenden Flüchtlingen jedes
Jahr Mitschuld. Italienische Richter berichten über befremdliche
Methoden der überforderten Behörden Maltas: afrikanische Flüchtinge
würden vor Malta mit neuen Booten und Benzin versorgt und Richtung
Italien weitergeschickt. Boote der italienischen Küstenwache kreuzen
weit vor der Küste und retten dort, wenn man den Berichten
sizilianischer Beamter glauben darf, vielen erschöpften Flüchtlingen das
Leben.

Die
Flüchtlinge, die überleben und es bis Italien schaffen, landen zumeist
auf der Sizlien vorgelagerten kleinen Insel Lampedusa oder direkt an der
Südküste Siziliens, so nicht selten in der Region des Küstenorts
Pozzallo. Die italienischen Behörden hier sind um einen respektvollen
Umgang mit den Flüchtlingen bemüht. Minderjährige Flüchtlinge, die ohne
ihre Eltern ankommen, erhalten vom nahegelegenen Gericht in Modica
umgehend einen Vertreter beigestellt, zumeist einen Rechtsanwalt oder
eine Rechtsanwältin. So ist eine fachlich kompetente Vertretung im
Verfahren um Asyl oder um die Aufenthaltsgenehmigung gewährleistet.
Untergebracht werden die Jugendlichen nach Möglichkeit in
Wohngemeinschaften gemeinsam mit italienischen Jugendlichen.

Strand von Pozzallo

Finanzkrise killt Sprachkurse: Petition für das Italienische Kulturinstitut in Wien

Verschiedene aktuelle Meldungen: die USA sind deutlich schlimmer verschuldet als Europa; der Schuldenlevel der USA ist mit jenem Griechenlands vergleichbar. In Österreich meldet die Hypo Alpe Adria einen neuen Finanzbedarf von 2,2 Milliarden Euro an. Italien, das entgegen der landläufigen Meinung Nettozahler in der EU ist, kürzt auf Grund des Spardrucks seine Kulturausgaben massiv. Die Kürzungen erreichen nun auch Wien: das Italienische Kulturinstitut, einer der zauberhaften Orte der Stadt mit exzellentem Veranstaltungs- und Kursprogramm, musste alle Sprachkurse einstellen.

Wie diese Meldungen zusammenhängen? Sie zeigen, dass die vermeintliche Finanz- und Schuldenkrise auf irrationale Annahmen und Handlungen zurückgeht, dass Spekulanten und Banken längst die Politik bestimmen. Dass mit so genannten Bankenhilfen Spekulation und Wirtschaftskriminalität prolongiert werden; also mit Geld, das gleichzeitig für Bildung, Justiz, Sozialleistungen und Kinderbetreuung fehlt. Dass die herbeigeredete Krise zum Kulturabbau genutzt wird. Dagegen gilt es im Großen und im Kleinen anzukämpfen; im Kleinen etwa mit einer Petition, die die Wiedereinsetzung der Sprachkurse am Italienischen Kulturinstitut in Wien fordert.

Unterschreiben unter:
http://www.gopetition.com/petitions/wien-braucht-sein-italienisches-kulturinstitut.html

Italienisches Kulturinstitut im Palais Sternberg

© IIC Vienna

Mehr Darbo, bitte!

In den 1970er-Jahren mussten, wie erst nun zutage kam, Tiroler Heimkinder offenbar ohne Lohn in diversen Unternehmen arbeiten, unter anderem im Werk der Fa. Darbo. Nun hätte es sich das Unternehmen leicht machen und sagen können: wir haben die Löhne damals an die Heimbetreiber bezahlt und werden sie nun nicht ein zweites Mal überweisen. Doch die jungen Geschäftsführer des Familienbetriebs Darbo reagierten überraschend. Sie besuchten eines der ehemailigen Heimkinder und sagten umgehend zu, allen Betroffenen die Löhne nachzuzahlen, dies angepasst an das heutige Lohnniveau.
Ein Beispiel der Verantwortungsübernahme, das Schule machen sollte.

Foto: Stefan Veigl / Salzburger Nachrichten

Richter Heinz Düx kommt nach Wien

1963 begann in Deutschland der erste Prozess zu den Verbrechen, die im Vernichtungslager Auschwitz begangen worden waren. Zum Zustandekommen dieses Prozesses hat der Untersuchungsrichter Heinz Düx wesentlich beigetragen, indem er im Ermittlungsverfahren durch genaue Vernehmungen die Struktur des Konzentrationslagers und den verbrecherischen Charakter der NS-Herrschaft offen gelegt hatte. In späteren Jahren setzte sich Heinz Düx als vorsitzender Richter eines Zivilgerichts für die Wiedergutmachungs- und Entschädigungs­ansprüche von Verfolgten des NS-Regimes ein.
In der mehrheitlich in den Nationalsozialismus verstrickten Richterschaft war und blieb Heinz Düx freilich ein Außenseiter. Der Dokumentarfilmer Wilhelm Rösing hat in seinem neuesten Werk die außergewöhnliche Richterpersönlichkeit Heinz Düx in ihren Facetten dargestellt.

Zur Präsentation des Films kommen Wilhelm Rösing und Heinz Düx zu zwei Veranstaltungen nach Wien.

Die Direktorin der Volkshochschule Meidling Mag.a Nicolette Wallmann
und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling Dr. Oliver Scheiber laden ein:
Der Auschwitzprozess:
Untersuchungsrichter Heinz Düx zu Gast in Wien
Filmpräsentation und Diskussion
Dienstag, 23. Oktober 2012, 18.30 Uhr
am Bezirksgericht Meidling
(1120 Wien, Schönbrunner Strasse 222-228, Stiege 3, 5. Obergeschoß – U4 Meidling Hauptstrasse, Ausgang Ruckergasse)
1963 begann in Deutschland der erste Prozess zu den Verbrechen, die im Vernichtungslager Auschwitz begangen worden waren. Zum Zustandekommen dieses Prozesses hat der Untersuchungsrichter Heinz Düx wesentlich beigetragen, indem er im Ermittlungsverfahren durch genaue Vernehmungen die Struktur des Konzentrationslagers und den verbrecherischen Charakter der NS-Herrschaft offen gelegt hatte. In späteren Jahren setzte sich Heinz Düx als vorsitzender Richter eines Zivilgerichts für die Wiedergutmachungs- und Entschädigungs­ansprüche von Verfolgten des NS-Regimes ein.
In der mehrheitlich in den Nationalsozialismus verstrickten Richterschaft war und blieb Heinz Düx freilich ein Außenseiter. Der Dokumentarfilmer Wilhelm Rösing hat in seinem neuesten Werk die außergewöhnliche Richterpersönlichkeit Heinz Düx in ihren Facetten dargestellt.
Zur Präsentation des Films kommen Wilhelm Rösing und Heinz Düx nach Wien und stehen im Anschluss an die Filmaufführung für die Publikumsdiskussion zur Verfügung.
Filmpräsentation: Der Einzelkämpfer – Richter Heinz Düx
 (Ein Film von Wilhelm Rösing; 2011, 79 min.)
Eröffnung: Mag.a Terezija Stoisits, Volksanwältin

Podiumsdiskussion:

Heinz Düx, Untersuchungsrichter im deutschen Auschwitzprozess
Wilhelm Rösing, Regisseur, Dokumentarfilmer
Moderation: Christa Zöchling, profil
Anmeldung erforderlich: vorstand.meidling@justiz.gv.at od. tel 01-8158020232
Veranstalter: Die Wiener Volkshochschulen GmbH und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling. – Wir danken der Bezirksvertretung Meidling für die Unterstützung. 
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Die Direktorin der Volkshochschule Meidling Mag.a Nicolette Wallmann
und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling Dr. Oliver Scheiber laden ein:
Der Auschwitzprozess:
Untersuchungsrichter Heinz Düx zu Gast in Wien
Filmpräsentation und Diskussion
Mittwoch, 24. Oktober 2012, 9.00 Uhr
Volkshochschule Meidling-Campus Längenfeldgasse
(1120 Wien, Längenfeldgasse 13-15)
1963 begann in Deutschland der erste Prozess zu den Verbrechen, die im Vernichtungslager Auschwitz begangen worden waren. Zum Zustandekommen dieses Prozesses hat der Untersuchungsrichter Heinz Düx wesentlich beigetragen, indem er im Ermittlungsverfahren durch genaue Vernehmungen die Struktur des Konzentrationslagers und den verbrecherischen Charakter der NS-Herrschaft offen gelegt hatte. In späteren Jahren setzte sich Heinz Düx als vorsitzender Richter eines Zivilgerichts für die Wiedergutmachungs- und Entschädigungs­ansprüche von Verfolgten des NS-Regimes ein.
In der mehrheitlich in den Nationalsozialismus verstrickten Richterschaft war und blieb Heinz Düx freilich ein Außenseiter. Der Dokumentarfilmer Wilhelm Rösing hat in seinem neuesten Werk die außergewöhnliche Richterpersönlichkeit Heinz Düx in ihren Facetten dargestellt.
Zur Präsentation des Films kommen Wilhelm Rösing und Heinz Düx nach Wien und stehen im Anschluss an die Filmaufführung für die Publikumsdiskussion zur Verfügung.
Filmpräsentation: Der Einzelkämpfer – Richter Heinz Düx
 (Ein Film von Wilhelm Rösing; 2011, 79 min.)
Podiumsdiskussion:
Heinz Düx, Untersuchungsrichter im deutschen Auschwitzprozess
Wilhelm Rösing, Regisseur, Dokumentarfilmer
Moderation: Ina Zwerger (ORF)
Veranstalter: Die Wiener Volkshochschulen GmbH und der Vorsteher des Bezirksgerichts Meidling.
Wir danken der Bezirksvertretung Meidling für die Unterstützung.

 

Gefängnisse in der visionslosen Gesellschaft

Die 1970er-Jahre waren in Österreich eine Zeit großer Reformen. Der langjährige Justizminister Christian Broda – sein Todestag jährte sich diesen Februar zum 25. Mal – machte die Humanisierung des Gefängnisalltags zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte. Der Gedanke der Resozialisierung der Häftlinge gewann an Bedeutung. Der Umgang mit Verurteilten fand erstmals den Weg in die öffentliche Diskussion. 
Die Zeiten grundsätzlichen Nachdenkens sind lange vorbei. Brodas Vision einer gefängnislosen Gesellschaft hat sich ins Gegenteil verkehrt: die heutige Gesellschaft hat vom Strafvollzug weder ein realistisches Bild noch Visionen. Die Politik hat die Beschäftigung mit dem Strafvollzug längst aufgegeben, nicht ohne zuvor den Gefängnissen den irreführend harmlosen Titel „Justizanstalt“ zu verpassen. Nicht einmal juristische Zeitschriften – das kleinere Journal für Strafrecht ausgenommen – beachten den quantitativ bedeutendsten Bereich des Justizapparats (zwischen 8000 und 9000 Personen befinden sich laufend in Österreichs Gefängnissen). Umso wichtiger sind da Grundsatzartikel über den Strafvollzug wie zuletzt in der deutschen ZEIT. Viel des dort Geschriebenen hat Gültigkeit auch für Österreich.
Bild: (c) REUTERS (REGIS DUVIGNAU)