Alle Beiträge von Oliver Scheiber

300 BesucherInnen bei den Aufführungen des Reinhardt Seminars am Bezirksgericht Meidling

Seit mehr als einem Jahr läuft die Zusammenarbeit zwischen dem Max
Reinhardt Seminar und dem Bezirksgericht Meidling. Der Gedanke, der der
Initiative zu Grunde lag – Justiz hat viel Macht, sie benötigt ständige
Anstöße zu Reflexion, Kritik und Selbstkritik – hat sich mit der
Produktion „Strafsache Gregor Samsa“ in idealer Weise verwirklicht.
Zwischen 15.7.2011 und 13.1.2012 haben insgesamt mehr als 300
BesucherInnen die acht Aufführungen im Verhandlungssal F des
Bezirksgerichts Meidling verfolgt.

Johanna Wolff, Tino Hillebrand (Foto: Mira König)

Unter den BesucherInnen: die Präsidenten der Wiener Gerichtshöfe Dr. Marlene Perschinka und Mag. Friedrich Forsthuber, die Leiterin des Polnischen  Kulturinstituts  in Wien, Mag. Justyna Golinska, der Leiter des Italienischen Kulturinstituts Dr. Fabrizio Iurlano, Professoren von Universität Wien,  Wirtschaftsuniversität  Wien  sowie  der Kunstakademien (Univ.  Prof.  Dr.  Martin  Stegu,  Univ. Prof. Dr. Franz Pöchhacker, Univ.Prof.  Dr.  Mira  Kadric,  Prof. Anna Maria. Krassnigg), die Richterin des OLG Wien, Dr. Mia Wittmann-Tiwald, die stellvertretende Generalsekretärin der   Vereinigung   Österreichischer   StrafverteidigerInnen  Dr.in  Alexia Stuefer, der Dokumentarfilmer Dr. Wilhelm Rösing, die Schriftsteller Franz Schuh und Gerhard Scheit, der Träger des Ehrenzeichens  der  Stadt  Wien,  Friedrich Zawrel, der Konzernsprecher der Wiener  Stadtwerke,  Mag. Thomas Geiblinger, und der Leiter des AMS-Meidling i.R. Herbert Fritz.

Johanna Wolff, Tino Hillebrand, Konstantin Shklyar

Fotos: Klaus Heiß, Mira König

Frühling in Wien?

Was den aus den Medien bekannten Großkorruptionisten des letzten Jahrzehnts nicht gelungen ist, haben Alexander Wrabetz und Niko Pelinka mit ihrer weihnachtlichen Kommandosache Büroleiter geschafft: sie haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die kritische Intelligenz scheint von den ständigen augenzwinkernden Rechtsbrüchen die Nase voll zu haben und schreitet mit Kreativität zur Gegenwehr. Diese Woche bringt uns zunächst eine beispiellose Protestaktion von ORF-RedakteurInnen auf youtube; Niko Pelinka wird, so viel scheint klar, seinen Job nie antreten. Alexander Flendrovsky schreibt im STANDARD einen der treffendsten Kommentare zu dieser Affäre und zum Themenkreis Rechtsstaatlichkeit und Korruption in Österreich, den man bisher lesen konnte. Der Nationalrat schickt sich an, verbal verschämt, aber doch, ein Gesetz zur Rehabilitierung der Opfer des Austrofaschismus zu beschließen. Fast vermeint man so etwas wie Zeichen des Aufbruchs zu spüren.

Die erwartete Ohrfeige

Die Staatengruppe des Europarats gegen Korruption (GRECO) hat Österreich mit ihrem jüngsten Bericht eine – wie es der Politikwissenschaftler Hubert Sickinger formuliert – Ohrfeige verpasst. Die kommt freilich nicht unerwartet. Über Initiative der ehemaligen Justizministerin Maria Berger wurde das österreichische Korruptionsstrafrecht 2008 verschärft; über Initiative ihrer Nachfolgerin 2009 in entscheidenden Punkten aufgeweicht. Seit damals haben ExpertInnen die diversen negativen Konsequenzen vorausgesagt. Nachzulesen auch in der ZEIT Nr. 29 aus 2009.

Diplomatenpass für Nicht-Waffenlobbyisten?

In Österreich grassiert, wie nun unter anderem der Standard berichtet, nicht nur der Brauch, ehemaligen Ministern Diplomatenpässe auszustellen, auch Waffenlobbyist
Alfons Mensdorff-Pouilly reist mit einem solchen Dokument. Es gäbe sicher Bananenrepubliken, wo es üblich ist, dass Ehegatten
ehemaliger Minister auch Diplomatenpässe haben. Nach
europäischen Maßstäben sei dies aber nicht üblich – so kommentiert das Verfassungsexperte Theo Öhlinger im Standard.

Gleiches Recht für alle, dachte sich Schriftsteller und Jurist Janko Ferk und beantragte öffentlich die Ausstellung eines Diplomatenpasses – auch wenn er noch nie mit Waffen gehandelt habe.

Großes Publikums- und Medienecho zur Strafsache Gregor Samsa

Wir alle – SchauspielerInnen, Regisseur, Bühnenbildnerin und ich – sind vom Publikumsandrang und Echo zur Strafsache Gregor Samsa überwältigt. Und wir freuen uns sehr über den Bericht im STANDARD  (Printausgabe 12.1.2012).

Foto: Mira König

Wien

Kafkas Verwandlung im Meidlinger Bezirksgericht

11. Jänner 2012 20:01

  • Artikelbild
    Foto: M. König
    Szenenfoto „Strafsache Gregor Samsa“: enormer Erfolg in Meidling

Im großen Verhandlungssaal des Meidlinger Gerichts wird die Strafsache Gregor Samsa gegeben

Am Anfang stand eine eher ungewöhnliche Einladung: Oliver Scheiber, rühriger Leiter des Bezirksgerichts Meidling, lud den Leiter des Max-Reinhardt-Seminars, Hubertus Petroll, vor einem Jahr ein, ein Stück im Gerichtsgebäude zu spielen. Petroll nahm gerne an und entschied sich für Franz Kafka.
Regisseur Josua Rösing erarbeitete mit drei Schauspielschülern eine einstündige Bühnenversion von Kafkas Verwandlung, diese Woche wird jeden Tag im „großen“ Verhandlungssaal in Meidling gespielt. Sogar ein (liebevoll gestaltetes) Bühnenbild gibt es: Mira König kreierte die sich verwandelnde Bücherwand hinter dem Richtertisch.
300 Zuseher drängten sich bereits, die Strafsache Gregor Samsa mit den Schauspielschülern Johanna Wolff, Konstantin Shklyar und Tino Hillebrand zu sehen, bis Ende der Woche ist man praktisch ausverkauft. Auch Justiz- und Kultur-Prominenz strömte ins Gericht, Fortsetzung folgt, laut Scheiber, „vielleicht“. (stui, DER STANDARD Printausgabe, 12.1.2012)